„Krieg ist eine Vergangenheit, die nicht vergeht.“
„Krieg ist eine Vergangenheit, die nicht vergeht“ war
ein Resümee des sogenannten Historikerstreits in der zweiten Hälfte der
1980iger Jahre. Was dieser Satz für den Einzelnen bedeutet, hat Sebastian
Heinzel in seinem Buch „Der Krieg in mir“ bearbeitet. Er geht den Spuren, die
der zweite Weltkrieg in seiner persönlichen Vita hinterlassen hat, mit
beeindruckender Konsequenz und überzeugender Klarheit nach. Sein Buch zeigt den
Lesern, wie verletzlich wir Menschen sind, wie seelische Belastungen immer
„Abdrücke“ in unserem Innersten hinterlassen.
Allein deshalb kann nicht oft genug wiederholt werden: „Krieg darf um Gottes
Willen nicht sein!“ Sebastian Heinzels Buch erfährt eine besondere Bedeutung
auf dem Hintergrund, dass wir uns in diesem Jahr an den 75. Jahrestag des
Kriegsendes erinnern. Wieviel traumatische Spuren sind wohl in den Seelen
weißrussischer und russischer Menschen zu finden, wenn schon ein einzelner
Deutscher des Geburtsjahrgangs 1979 bei sich so viele Erinnerungen an den
Vernichtungskrieg der deutschen Wehrmacht finden kann.
Diese Vergangenheit ist so monströs, dass sie nicht bewältigt werden kann. Aber
an diese Vergangenheit muss beharrlich erinnert werden, damit sie nicht wieder
geschieht. Ein NATO-Manöver mit 37.000 Soldaten an der weißrussisch-russischen
Westgrenze zum 75. Jahrestag des Kriegsendes ist da genau das falsche Signal.